Friday, February 24, 2006

Frische Gesichter, Alte Werte


Es ist Olympia, und - ganz entgegen meiner sonstigen Sehgewohnheiten schalte den Fernseher ein, um mittels der Fernbedienung dem Sport zu froehnen. In meinem Fall ist es wohl nicht so maennlich-herb, wie Biertrinken und Eishockey zu gucken, denn ich bin am Damen-Eiskunstlaufwettbewerb haengen geblieben. Nicht meine Schuld, meine Mutter hat mich darauf gebracht, wir haben es gemuetlich angeguckt. (Das einzige, was dazu noch fehlt, ich weiss es, sind Eierlikoer und Plaetzchen.) Am ersten Abend hatte ich noch am zarten Alter, mageren Gewicht, und fragiler Groesse mancher Athletinnen fasziniert geraetselt. Am zweiten Abend habe ich bei jeder Kuer mitgezittert (mei, so ein nettes, junges Gesicht, hoffentlich faellt sie nicht hin, ja da schau' her, wie hoch sie springen kann). Nun gegen Ende der Olympiade, bin ich vollkommen im Bilde was die Statistiken und Vitae der diversen Favoritinnen und persoenlichen Favorites betrifft - eine Faszination, die ich mir nur mit einem Begriff erklaeren kann, der es im Englischen sehr schoen beschreibt, und welcher Athletinnen wie Irina Slutskaya und Shizuka Arakawa, aber am besten auf Emily Hughes zutrifft: wholesome - zu deutsch, eine positive, lebensbejahende, gesunde Verfassung. Wer so lange und so diszipliniert trainiert, hat gar keine Zeit fuer ein anderes Leben ausser ein displiniertes, grundpositives: es steht ihnen in die jungen Gesichter geschrieben, und bringt wohl das Beste hervor, und sind meiner Meinung nach weitaus besser als Idole fuer die Kids geeignet als die abgehalfterten, white-trashey Britney Spears und Jessica Simpons dieser Welt. Spitzenleistung im Sport hat keine Zeit und kein Erbarmen fuer Drogen, Magersucht, und dysfunktionale Beziehungskrisen. Vielleicht ist das der Grund, warum ihre Gesichter so frisch strahlen. Oder auch, weil es einfach saukalt ist, auf dem Eis.

Wednesday, February 22, 2006

Koenigliche Hoheit


Wieder einmal in L.A. - diesmal mit Familie - entdecke ich am Getty Center wieder einige Details, diesmal ein grosses Gemaelde einer Vorfahrin eines Schulkameraden. Gluecklicherweise wird das Konterfei eines der letzten, grossen Fuerstenhaeuser auch als Kuehlschrankmagnet (refridgerator magnet) verkauft, damit man dank des Magneten und der darunter gehefteten Einkaufsliste daran erinnert, Milch und Eier nachzukaufen. Andererseits, warum sollte es europaischen Adelshaeusern besser ergehen als Andy Warhol oder anderen Motiven der Postbourgoisie? Immerhin: der Eintritt in das Getty Center ist gratis, man zahlt lediglich fuer Parken (in L.A. ein nicht zu unterschaetzendes, logistisches Problem), und jegliches Marketing ist ein aeusserst dezentes.

Interessanter ist, dass dieses Portrait auf diese seit 1983 geplante und seit 1999 verwirklichte Kultur-Akropolis dazu ausgewaehlt ist, mit Tausenden Artefakten (Gemaelde, Moebel, Buecher, Stiche) das Ausgesuchteste und Beste der Abendlaendischen Kultur zu vertreten, und in einer Art modernen Arche Noah, einen schluessigen, schlanken Querstrich der westlichen Kultur zu geben. Erdbeben, Tsunami, Revolution, Neues Mittelalter: die Getty-Stiftung hat das Wichtigste schon dokumentiert und hinuebergerettet. Ich meine es durchaus ernst, wenn ich sage, dass ich dank der Google-Milliarden fuer Stanford und der Erdoel-Milliarden fuer die Getty-Stiftung des Nachts ruhiger schlafe, weil ich weiss, das es - da und dort, so unwahrscheinlich es sein mag - moderne, saekulare Kloester der Kultur und Bestandsbewahrung gibt, die zumindest es versuchen, Althergebrachtes weiterzureichen - Kuechenmagneten hin oder her.

Wednesday, February 15, 2006

The Digital Life

Es ist 2 Uhr morgens, und ich stelle fest, dass ich wohl leider dem Klischee der Mittdreissiger Nerds entspreche, die 'disposal income' weniger in Absprache mit einem Partner in eine Urlaubskasse stecken, sondern spontan sich den Traum der endlich zufriedenstellenden Media/PC Loesung entscheiden. Heute Abend habe ich mir einen Flachbildschirm mit PC Einheit (Windows Media Center) gekauft, samt allen kleinen Zubhehoerteilen, die das multimediale Leben erst lebenswert machen. So sitze ich hier nach dem zweiten Glas Chardonnay und stelle die Grundfunktionen ein. Endlich eine anstaendige TV Loesung im Wohnzimmer, als Expatriate: deutsche Videoaufzeichnungen kommen klarer ins Bild als das lokale Kabelfernsehen. Tagesschau ist jetzt nur wenige Mausklicks entfernt. Meine 20,000 Titel MP3's sind jetzt auch an einer sicheren Ruhestatt angekommen. Stereokompenente wie anno dazumal als Teenager? Nicht mehr noetig: Radio und TV per Mediaplayer, der Rest nudelt durch den PC in die Boxen per Schaltkreisverstaerker - uebertragen in die Aktivboxen eines jeden Raumes. Der 27 Zoll Montior zeigt waehrenddessen die Cover Art des jeweiligen Albums, oder den Bayerischen Rundfunk - ganz wia ma's mog. It's the digital life, Oida!

Sunday, February 12, 2006

Old Year Resolutions


In 30-45 Tagen kann man zwar vielleicht nicht die Welt veraendern, aber zumindest den Winkel der Welt, den man sein eigen nennt. Seit meiner Rueckkehr aus Palm Desert am 1.1. habe ich zum ueberwiegenden Teil die Aenderungen in unserer Firma umgesetzt, die mir unabdingbar fuer eine sinnvolle, weitere Existenz unseres Betriebes vorkamen - mit dem Ergebnis, dass mein Vater sich diese Woche zunaechst gar nicht mehr zurechtfand in den alten Mauern. Interessanterweise kamen sowohl er als auch ich zu dem Schluss, dass das nicht das Schlechteste ist - sowohl fuer ihn als auch fuer mich - und er sich auf die Dinge konzentrieren kann, die fuer ihn am wichtigsten sein sollten: in einem aktiven Leben die Fruechte seiner Arbeit geniessen, und - sofern er Zeit und Lust dazu hat - praesidial den Mitarbeitern hin und wieder unter die Arme greifen.
Waehrend ich in Sachen Marketing und neuen Telefonanlagen verhandelt hatte, neue Netzwerke installieren liess, eine Markteting-DVD produzierte, und die Buchhaltung umstellte, konnte er in fuenf Skigebieten (California, Montana, Utah, Colorado) die letzten fuenf Wochen ausgiebig die Schneeverhaeltnisse testen. In Aspen (Haustausch) hatte er waehrend der X-Games fuer die Rossignol-Olympiamannschaft eine Cocktailparty geschmissen, und gesagt: get in a plane, get your butt out here! Geht leider nicht, zumindest einer muss den Laden offenhalten - und ehrlich gesagt, hatte ich zuviel Spass an der Plackerei: endlich frischer Wind, ueberfaellige, ja alte Resolutionen, es besser machen zu wollen. Mal sehen, ob wir es jetzt wirklich besser machen werden...