Wednesday, February 22, 2006

Koenigliche Hoheit


Wieder einmal in L.A. - diesmal mit Familie - entdecke ich am Getty Center wieder einige Details, diesmal ein grosses Gemaelde einer Vorfahrin eines Schulkameraden. Gluecklicherweise wird das Konterfei eines der letzten, grossen Fuerstenhaeuser auch als Kuehlschrankmagnet (refridgerator magnet) verkauft, damit man dank des Magneten und der darunter gehefteten Einkaufsliste daran erinnert, Milch und Eier nachzukaufen. Andererseits, warum sollte es europaischen Adelshaeusern besser ergehen als Andy Warhol oder anderen Motiven der Postbourgoisie? Immerhin: der Eintritt in das Getty Center ist gratis, man zahlt lediglich fuer Parken (in L.A. ein nicht zu unterschaetzendes, logistisches Problem), und jegliches Marketing ist ein aeusserst dezentes.

Interessanter ist, dass dieses Portrait auf diese seit 1983 geplante und seit 1999 verwirklichte Kultur-Akropolis dazu ausgewaehlt ist, mit Tausenden Artefakten (Gemaelde, Moebel, Buecher, Stiche) das Ausgesuchteste und Beste der Abendlaendischen Kultur zu vertreten, und in einer Art modernen Arche Noah, einen schluessigen, schlanken Querstrich der westlichen Kultur zu geben. Erdbeben, Tsunami, Revolution, Neues Mittelalter: die Getty-Stiftung hat das Wichtigste schon dokumentiert und hinuebergerettet. Ich meine es durchaus ernst, wenn ich sage, dass ich dank der Google-Milliarden fuer Stanford und der Erdoel-Milliarden fuer die Getty-Stiftung des Nachts ruhiger schlafe, weil ich weiss, das es - da und dort, so unwahrscheinlich es sein mag - moderne, saekulare Kloester der Kultur und Bestandsbewahrung gibt, die zumindest es versuchen, Althergebrachtes weiterzureichen - Kuechenmagneten hin oder her.